[Zurück] · [Übersicht] · [Weiter]
Die folgenden Abschnitte zeigen die wichtigsten Anwendungsmöglichkeiten des Polarisationsfilters in der Fotografie.
Damit eine Spiegelung auf Oberflächen so entsteht, dass sie aus der Aufnahmeposition sichtbar und reduzierbar wird, müssen einige Voraussetzungen zusammentreffen:
Spiegelungen im Motiv können beseitigt werden (Reflexlöschung), allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen:
Beispiel: Spiegelnde Frontscheiben machen den Fahrer unsichtbar. Aus der richtigen Beobachtungsposition (es kommt auf den Ausfallswinkel vom Motiv an) lässt sich die Spiegelung entfernen und das Gesicht (sofern genug Licht übrig bleibt) erkennen.
Für diesen Fall gelten die gleichen Voraussetzungen, wie bei der Unterdrückung von Spiegelungen. Da der Polfilter drehbar ist, kann er so eingestellt werden, dass er Spiegelungen ungehindert durchlässt und auf den Rest des Motivs wie ein Graufilter wirkt.
Da nun die Kamera bei automatischer Belichtung die Helligkeit des Motivs anders misst, sieht es so aus, als würde der Polfilter die Spiegelung verstärken. Tatsächlich hat der Polfilter nur die anderen Teile des Motivs gedämpft (weil er da wie ein Graufilter wirkt) und die Kamera das durch längere Belichtung überkompensiert.
Von einem wolkenfreien Himmel kommt ebenfalls viel polarisiertes Licht - allerdings nur aus bestimmten Richtungen. Am stärksten ist das Licht im Winkel von 90° zur Sonne polarisiert. Bei Sonnenuntergang im Westen wäre das ein ringförmiger Himmelsbereich von Nord nach Süd und unter fast senkrecht stehender Mittagssonne am Äquator wäre das der Bereich des gesamten Horizonts.
In Richtung der Sonne (Gegenlicht) oder mit der Sonne im Rücken bewirkt ein Polfilter nicht viel mehr, als ein vergleichbarer dunkler Graufilter.
Da der Himmel über seine gesamte Breite ungleichmäßig polarisiert ist, kann bei Weitwinkelaufnahmen (unter 28…35 mm Kleinbildäquivalent) ein Blauverlauf im Himmel erkennbar sein.
Nach meiner Erfahrung ist das Himmelsblau, welches sich mit einem Polarisationsfilter erzielen lässt, geografisch sehr unterschiedlich. Über Deutschland liegt meist ein Dunstschleier, der das Himmelsblau mit unpolarisiertem Licht aufhellt, während in dünn besiedelten Gegenden, z.B. Kanada oder Australien, der Himmel königsblau werden kann.
Zwei Polfilter hintereinander können als stufenlos verstellbarer Graufilter verwendet werden. Dazu ist ein zirkulärer (wenn es die Kamerafunktion nicht stört, geht auch ein linearer) Polarisationsfilter auf das Objektiv aufzuschrauben und darauf ein linearer Polfilter. Verdreht man die beiden Filter gegeneinander, entsteht der Effekt.
Ist auch der motivseitige Filter ein zirkulärer Polfilter, dann ist der Effekt kaum noch möglich, denn der motivseitige Polfilter muss umgekehrt über einen Kupplungsring an den objektivseitigen Polfilter angeschraubt werden.
Wenn der motivseitige Polfilter mit einem Kupplungsring an den objektivseitigen Filter angebaut wird, wäre der stufenlose Graufilter nur über eine Lockerung im Kupplungsringgewinde möglich, da die Polfilter nicht auf der Objektivseite, sondern auf der Motivseite verdrehbar gelagert sind.
Farbstiche sind hier besonders auffällig, wenn die Polfilter nicht im gesamten sichtbaren Spektrum gleichmäßig filtern. In der Praxis wird oft von blaustichigen Bildern berichtet, weil die Dämpfung von blau polarisiertem Licht geringer als bei den anderen Farben ausfällt.
Kupplungsringe werden normalerweise als Alternative zu Makroobjektiven verwendet, um zwei Objektive über die Filtergewinde zu verbinden und so einen großen Abbildungsmaßstab zu erreichen.
Bei Gräsern und Laub kann der Polfilter sattere Farben bewirken. Der Effekt wird dem Himmelsblau zugeschrieben, dessen Reflexe auf den Blättern oder Gräsern durch den Filter gelöscht werden. Zusätzlich bewirken auch pflanzliche Oberflächen polarisierte Spiegelungen, beispielsweise durch eine Wachsschicht, welche die Pflanze aufbaut.
Speziell bei Autoscheiben aus Krümelglas (Einscheibensicherheitsglas, ESG, nach dem ersten Anbieter auch Sekurit genannt) findet man auch heute noch ESG-Scheiben, die beim Blick durch den Polfilter Flecken erkennen lassen. Diese Flecken entstehen durch unterschiedliche Eigenspannungen im Glas.
Eisflächen können beispielweise Farbringe zeigen, wenn sie mit einem Polfilter fotografiert werden.
Ein Regenbogen sendet ebenfalls polarisiertes Licht aus und wer ihn eindrucksvoll ablichten möchte, sollte den Polfilter so einstellen, dass der Regenbogen seine maximale Helligkeit erreicht. Auf die anderen Bestandteile des Motivs wirkt der Polfilter dann wie ein dämpfender Graufilter, so dass der Regenbogen im Bild verstärkt wird.
Flüssigkristall-Displays besitzen eigene Polarisationsfilter, sodass auf Bildern von kleinen Taschenrechner-LCDs und auf TFT-Monitoren starke Effekte auftreten können. Manche Displays können bei entsprechender Stellung des Polfilters auf dem Bild schwarz erscheinen oder die Schrift ist invertiert (weiße Ziffern auf schwarzem Hintergrund).
Die Wirkung eines Polfilters ist auch dann sichtbar, wenn Aufnahmen in schwarz/weiß gemacht werden. Allerdings gibt es im digitalen Bereich keine s/w-Kameras (von Spezialanwendungen wie beispielsweise einigen Überwachungskameras abgesehen), es wird immer in Farbe aufgezeichnet und der Fotograf kann später eine Methode wählen, um Farbfotos ind s/w umzuwandeln.