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Funktion des Polarisationsfilters

Der lineare Polarisationsfilter wirkt wie ein Gitter, mit einem kleinen Unterschied: Was nicht genau passt, wird nicht gesperrt, sondern mehr oder weniger abgeschwächt. Diese Eigenschaft wird dann als Reduzierung in Blendenstufen ausgedrückt.

Licht aus Sicht der Fotografie und ihrer Anwender breitet sich in Form von Wellen aus.

Lichtwellen haben bestimmte Ausbreitungseigenschaften, so schwingt jede Lichtwelle in einer Ebene. In natürlichem Licht schwingt jede Lichtwelle in einer anderen Ebene. Der Polfilter wirkt auf Licht wie ein Gitter, welches nur Licht mit der Schwingung in einer bestimmten Ebene durchlässt.

Vergleichbar ist das mit einer Münze (analog: Lichtwelle) die auf einen Fahrkartenautomaten trifft. Nur wenn die Münze wie der Schlitz (analog: Polfilter) ausgerichtet ist, schafft sie es in den Automaten. Hält man die Münze falsch, gibt es keine Fahrkarte!

Bei natürlichem Licht ist der Polfilter nicht weiter auffällig - er verhält sich wie ein Graufilter. Wenn aber das Licht polarisiert ist, kann er durch geeignetes Drehen zwischen völligem Ausfiltern oder fast völliger Durchlässigkeit eingestellt werden. Polarisiertes Licht, welches den Polfilter in der passenden Durchlassrichtung durchquert, wird kaum gedämpft.

Erkennbarkeit und Simulation

Das menschliche Auge kann Polarisation in begrenztem Umfang mit Hilfe der Haidinger-Büschel erkennen, aber weder analoges Filmmaterial noch digitale Kamerasensoren zeichnen (derzeit) die Polarisation auf, damit geht die Information bei der Aufnahme verloren. Eine nachträgliche Polarisationskorrektur per Bildverarbeitung kann daher nicht mehr angewendet werden, da selbst in einer RAW-Datei nicht mehr erkennbar ist, wo Licht mit welcher Polarisationsrichtung aufgenommen wurde.

Wenn eine Spiegelung Informationen auslöscht, weil beispielsweise das Gesicht des Fahrers durch die Spiegelung auf der Windschutzscheibe überstrahlt wird, kann dies später mit keiner der uns zugänglichen Aufnahme- oder Bildbearbeitungstechniken wiederhergestellt werden.

Da auch der Polarisationsfilter an sich und seine Stellung auf dem Objektiv von der Kamera nicht erfasst und beispielsweise in den Exif-Daten abgelegt wird, kann der Polfilter am Bild nur an seinen Wirkungen erkannt werden.

Reale Wirkung

Ein käuflicher Polarisationsfilter verhält sich wie eine Kombination aus zwei Filtertypen: Technisch nicht vermeidbar ist die Wirkung eines schwachen Graufilters, der auch in Durchlassrichtung polarisiertes Licht abschwächt plus einem idealen Polarisationsfilter, der Licht mit einer bestimmten Polarisationsrichtung ohne Verlust passieren lässt und anders Licht je nach Richtung der Polarisation wie ein mehr oder weniger starker Graufilter abschwächt.

Die Wirkung als Graufilter kommt daher, dass natürliches Licht in alle möglichen Richtungen polarisiert ist und es nach der Reflexion vom Motiv meist auch so bleibt. Der Polfilter dämpft alles, was nicht in sein Durchlassschema passt und das wirkt wie ein Graufilter.

Erst wenn von bestimmten Teilen des Motivs nur polarisiertes Licht reflektiert wird, werden die speziellen Effekte des Polfilters für den Fotografen sicht- und nutzbar.

Wie viel Licht ein Polfilter wirklich schluckt, ist den meisten Anbietern nur näherungsweise zu entnehmen. Kommt das Licht aus einer polarisierten Lichtquelle (z.B. TFT-Monitor), kann der Filter durch Drehen zwischen fast 100%-iger Durchlässigkeit bis zu fast 100%-iger Sperrung wirken.

Einschränkungen

Polfilter haben auch eine Reihe von Einschränkungen, die nicht vermeidbar sind: