Vermutlich jeder, der mit einer digitalen Spiegelreflexkamera fotografiert, wird auch großes Interesse daran haben, dass seine Bilder möglichst lange lesbar bleiben. Eine Frage in diesem Zusammenhang ist auch die Auswahl des Dateiformates. Für Nutzer von Canon ergeben sich im wesentlichen zwei Möglichkeiten, Bilder mit möglichst allen Informationen zu speichern:
Das Canon-Format CR2
Das DNG-Format von Adobe
Prinzipiell lassen sich die CR2-Dateien in das DNG-Format wandeln, dessen Aufbau von Adobe offengelegt wurde, um einen allgemeinen, zukunftssicheren Standard zu definieren. Im Endeffekt ist es eine Frage des Vertrauens, in welchem Format man seine Bilder für lange Zeit archiviert. Für die Freunde des DNG war ein Softwarefehler im kostenlosen Konverter Adobe Camera Raw sicher ein Warnschuss, auch wenn die Idee sehr vorteilhaft ist.
Ich habe für mich mehrere Punkte Pro und Contra DNG zusammengetragen, um eine Entscheidung zu treffen.
Wichtig ist zunächst die Motivation hinter den Entwicklern von Dateiformaten, damit man als Anwender sicher sein kann, dass Konverter in andere Dateiformate auch für alte Formate lange verfügbar bleiben werden:
Canon ist seit 1933 Kamerahersteller, baut seit 1995 digitale Kameras und hat sich im Profi-Bereich etabliert. Das CR2-Format ist Teil des Kernproduktes Kamera, ist derzeit aber nicht offengelegt. Ein Fehler im CR2-Format oder eine Inkompatibilität zu älteren Versionen würde Canons Ruf bei den Profis schädigen und sich auf das Image des Kernproduktes auswirken.
Adobe wurde 1982 gegründet, seit 1990 vertreibt man den Photoshop und das DNG-Format unterstützt die Marktposition der Produkte zur digitalen Bildbearbeitung. Ein Fehler in Camera Raw hätte vermutlich keine unmittelbaren Auswirkungen auf PhotoShop und Lightroom, da diese eigene Importfilter besitzen und dies der Kundschaft nur auffällt, wenn sie noch mal ein altes Bild zur Bearbeitung hervorholen. Für Camera Raw ist CR2 nur eines von vielen Formaten, die unterstützt werden.
Alter der Formate: Das CR2 Format ist nicht das erste digitale Format von Canon und wurde mit der EOS 1D Mk. II im April 2004 vorgestellt. Im September des gleichen Jahres stellte Adobe das DNG Format vor. Das CR2-Format wird von einer Canon-Kamera in jedem Falle erstellt, für DNG ist eine Konvertierung erforderlich. Bei einigen Kameras von Pentax wird DNG bereits von der Kamera selbst erstellt.
Fazit: Für mich habe ich entschieden, dass derzeit die Konvertierung in das DNG-Format keine Vorteile, wohl aber ein Risiko bei der Konvertierung bringt. Da sich für Bilddateien ein doppeltes Backup empfiehlt, spricht aber meines Erachtens nichts dagegen, von jeder Bilddatei ein DNG und ein CR2 Backup vorzuhalten. Da man in DNG auch CR2 einbetten kann, gäbe es in späteren Zeiten zwei Möglichkeiten, die CR2-Bilder wieder sichtbar zu machen: Einmal mit Canon Software und einmal mit Adobe-Software.
Nachdem ich diesen Beitrag am 26.11.2008 online gestellt habe, fand ich in der Ausgabe 5/09 der c't den Artikel 'RAW ohne Grenzen', in dem sich die Autorin Andrea Trinkwalder ebenfalls mit DNG und den nativen Formaten der Kameras beschäftigt. Erfreulicherweise stellt Andrea Trinkwalder sehr ähnliche Überlegungen wie ich an dieser Stelle an, und kommt auch zu ähnlichen Schlüssen.
Nach ihrer Recherche hat sich Canon leider vom RAW-Format der älteren Digitalkamreas (betrifft beispielsweise die EOS 300D oder 10D) in soweit verabschiedet, als keine neuen Treiber für Windows Vista erhältlich sein sollen.
Nicht bestätigen kann ich allerdings Frau Trinkwalders Aussage, dass DNG "im Unterschied zu proprietären Raw-Formaten wie CRW/CR2 (Canon) oder NEF (Nikon)" auch Metadaten schluckt. Mein Beitrag zum Geotagging mit GeoSetter und meine bisherigen Erfahrungen widerlegen diese Aussage zumindest für das CR2-Format, bei dem Canons 'Digital Photo Professional' Software nachträglich eingefügte EXIF und IPTC-Daten ohne Probleme schreibgeschützt anzeigt.
Abschließend möchte ich hier empfehlen: Vorsichtshalber mit den Bildern auch die Software und eine Installation des Betriebssystems sichern …
Die folgende Tabelle gibt ein wenig Hilfe, um den Speicherplatz für die Sicherung abzuschätzen. Die ausgewerteten Bilder sind vom Motiv her bunt gemischt und alle Bilder sind bereits mit Digital Photo Professional bearbeitet und mit IPTC-Daten versehen - so wie es auch in der Praxis mit Bildern zu erwarten ist. Der allergrößte Teil der Datei (die vom Sensor gelieferten Helligkeitswerte) wurden nicht verändert und IPTC-Daten bestehen aus reinem Text, so dass dieser Speicherplatz-Mehrverbrauch kaum sichtbar sein sollte.
Kamera |
Sensorgröße |
Bildgröße |
Farbtiefe |
---|---|---|---|
Pixel |
Megapixel |
Bit |
|
350D |
3456 × 2304 |
8,0 |
12 |
40D |
3888 × 2592 |
10,1 |
14 |
5D Mk. II |
5616 × 3744 |
21,0 |
14 |
Kamera | Statistische Werte | Perzentile | |||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
Anzahl ausgewerteter |
Mittelwert |
Standardabweichung |
Min |
Max |
5% |
95% |
|
Dateigrößen in Megabyte (1 MBi = 1024 kBi = 1024² Byte) |
|||||||
350D |
6.734 |
8,0 |
0,97 |
6,2 |
15,5 |
6,8 |
9,8 |
40D |
4.579 |
11,9 |
1,47 |
7,0 |
22,1 |
8,1 |
28,6 |
5D Mk. II |
3.126 |
26,1 |
3,0 |
19,9 |
37,6 |
21,8 |
31,7 |
Die Perzentile geben an, dass z.B. bei der EOS 350D nur 5% der Dateien kleiner als 6,8 MB sind und nur 5% über 9,8 MB (95%-Wert) liegen. Damit liegen 90% aller Dateien zwischen diesen Grenzen, die übrigen 10% der Dateien können daher als größenmäßige Ausreißer betrachtet werden. Alle Berechnungen in MBi (1 MBi = 1024 kBi = 1024² Byte), so wie es das Betriebssystem angibt.