FAQ Formula Student

Formula Student ist ein Wettbewerb von Studenten des Fahrzeugbaus. Es geht darum, einen Rennwagen aufzubauen und gegen die anderen studentischen Teams zu fahren.

Ich persönlich halte sehr viel von dieser Idee, sie gibt den Studenten die Möglichkeit, Projekterfahrung zu sammeln, im Team zu arbeiten und mit Sponsoren und Lieferanten zu verhandeln.

Weil mich immer wieder ähnliche Anfragen zum Thema Differential und Sperren von Formula Student Teams erreichten, habe ich diese FAQ zusammengestellt.

Das Sperrdifferential ist zu groß. Kann ich es umbauen?

Oft wird ein Pkw-Sperrdifferential für ein Formula Student Fahrzeug als zu groß empfunden. Die Nacharbeit eines vorhandenen Differentials ist aber nicht zu empfehlen, denn die Gehäuse sind meist eine spezielle Wärmebehandlung hatten oder beschichtet wurden. Ohne diese Kenntnisse und ohne ein Werkstofflabor, das wenigstens die Grunddaten ermitteln kann, würde ich von einer Veränderung abraten: Es könnte sich herausstellen, dass zu viel Aufwand in eine Spanschleuder gesteckt wurde.

Tipp: Sperrdifferentiale werden auch für ATVs und Quads gebaut. Wegen der geringeren Leistung und geringeren Lebensdaueranforderungen sind sie meist kleiner und leichter als in Pkw. Hersteller und Importeure ansprechen und auch gleich nach den Seitenwellen (Antriebswellen) fragen, dass erspart einen risikoreichen Arbeitsschritt.

Von einem Leser habe ich den Hinweis bekommen, dass einfache Differentiale auch in Rasentraktoren verwendung finden. Damit könnte sich auch ein Besuch im Landmaschinenhandel lohnen.

Kann ich auch eine Viskokupplung nehmen?

Auch wenn Viskokupplungen in Pkw derzeit wegen der seltenen Anpassung der ABS-Systeme wenig eingesetzt werden, eignen sie sich für die Formula Student sehr gut, so lange keine Prüfungen enthalten sind, bei denen das ABS eine herausragende Rolle spielt.

Kann ich auch eine elektronische gesteuerte Lamellenkupplung verwenden?

Das ist eine Frage des Aufwandes. Für die Steuerung einer elektronischen Kupplung sind in der Regel Kenntnisse der Fahrzeugbussysteme erforderlich, da sie über den CAN-Bus / FlexRay gesteuert werden. Die für eine auf die Fahrsituation abgestimmte Regelung benötigten Daten entsprechen denen eines ESP: Gierrate, Raddrehzahlen, Lenkwinkel, Aktivität des Bremssystems (im einfachsten Falle der Bremslichtschalter). Die Fahrdynamik muss dann ebenfalls angepasst werden (sofern sie die spendende Firma überhaupt entwickelt).

Alternative: Man auf elektronische Regelung auch verzichten und die Sperre über einen Leistungsregler und einen Drehknopf im Armaturenbrett ansteuern. Die elektronische Sperre wird dann nur auf einen Festwert (abhängig von der Stellung des Potis) gestellt, je nach Wettbewerbsbedingungen kann das ausreichend sein.

Wo finde ich bei Firmen geeignete Ansprechpartner?

Wenn man Teile braucht, dann kann man die Automobil-Zulieferer ansprechen. Nach meiner Erfahrung sind lassen sich immer wieder Ansprechpartner aus folgenden Bereichen motivieren:

Was sollte ich bei Firmenkontakten noch beachten?

Empfehlenswert ist langfristige Kontaktpflege damit die Firma auch im nächsten Jahr noch gerne unterstützt. Hier sollte man sich in die Situation des Betreuers in der Firma versetzen: Er wird seinem Chef immer wieder nachweisen wollen, dass er seine Arbeitszeit sinnvoll nutzt. Ihm hilft es, wenn Fotos per Mail verteilen kann, auf denen das Fahrzeug mit dem Firmenaufkleber oder das gespendete Bauteil in eingebautem / zerlegtem Zustand oder während der Bearbeitung gezeigt wird. Projektstand und Erfolge sollte er ebenso kennen wie die Namen der Studenten, die man anwerben könnte.

Daneben sollte das Team nach einer Möglichkeit suchen, um für Sachspenden eine Spendenquittung ausstellen zu können. Hier könnte der Lehrstuhl passende Vereine kennen, die Sachspenden steuerwirksam für das Team entgegennehmen können.

Die Unterstützung einer Firma, die für die Serie produziert, sollte kostenfrei sein. Ein studentischer Einkäufer sollte sich immer im klaren sein, dass er meist Teile aus der Serienproduktion bekommt, die die Firma zum Selbstkostenpreis der Serie herstellt – also im Vergleich zum Ersatzteilhandel relativ billig. Das mag zwar auf der Spendenquittung etwas anders aussehen, aber man sollte sich nicht unbedingt Unterstützung bei Firmen suchen, die das Geld für solche Einzelstücke nötig haben. Firmen, die nur für den Zubehörmarkt produzieren, sind in der Regel kleiner, denen ist eine kostenfreie Unterstützung nicht immer möglich.

Produkte sollten als „Bauteil X von der Firma Z“ vorgestellt werden, und nur wenn die ausdrückliche Genehmigung der Firma Z vorliegt, darf es als „Bauteil X, das die Firma Z für das Superauto von Y“ liefert, vorgestellt werden. Häufig gehören die Werkzeuge für Serienteile dem Hersteller Y, genauso wie Y auch Entwicklungskosten wenigstens anteilig bezahlt hat. Wenn Zulieferer Z in der Öffentlichkeit mit der Aussage kompromittiert wird, dass das Bauteil X ohne Genehmigung des Superautoherstellers Y in Verkehr gebracht wurde, könnte das unfreundliche Emails von Y nach Z geben.

Manche Firmen schrecken davor zurück, Teile einfach so an Dritte weiterzugeben, auch wenn es einem guten Zweck dient. In diesem Falle hilft es, bei der Firma ein wenig genauer nachzufragen. Hier eine beispielhafte Liste von Widerständen und wie man mit ihnen umgehen kann:

Problem

Lösungsvorschlag

Der Zulieferer hat vertragliche Vereinbarungen mit seinem Kunden, nach denen nichts an Dritte verkauft werden darf

Zusicherung, dass es sich um eine Schenkung für einen gemeinnützigen Zweck, die Grundlagenforschung (oder was auch immer) ohne jede Gegenleistung für den Spender handelt.

Um als Spende anerkannt zu werden, darf ohnehin keine Gegenleistung erfolgen, was aber den Beschenkten nicht daran hindern muss, die Werbung seines Spenders am Fahrzeug anzubringen.

Wenn alles nichts nützt: Mit Hilfe des Zulieferers Kontakt zum Kunden aufnehmen und Genehmigung erbitten. Möglicherweise öffnet das sogar weitere Türen.

Die Herkunft des gelieferten Teils soll geheim bleiben

Geheimhaltung zusichern und die Herkunft des Bauteils nur dem notwendigsten Kreis im Team bekannt machen, Unterlagen vor der Weitergabe anonymisieren.

Der Hersteller hat Angst, dass er nach Schäden in Haftung genommen werden soll

Zusicherung, dass das Bauteil nicht im öffentlichen Straßenverkehr verwendet und nur in einem Prototypenfahrzeug rein zu Erprobungszwecken verbaut wird. Eventuell kann die Rückgabe des Teils (in welchem Zustand auch immer) oder seine Verschrottung nach Abschluss des Projekts angeboten werden.

Zeichnungen enthalten Betriebsgeheimnisse (Know-how) und können daher nicht weitergegeben werden

Die Firma um eine vereinfachte Zeichnung in einem einfachen Dateiformat (z.B. TIFF statt CAD-Dateitypen) bitten. Was für die Formula Student meist ausreicht, sind Anschlussmaße (Interfaces) und Maße zur Kontur. Auf Toleranzen, Werkstoffe und Angaben zur Bearbeitung kann man in der Regel verzichten.

Wenn eine Umarbeitung notwendig sein sollte, kann man nach zusätzlichen Informationen später immer noch fragen, wenn sich eine Vertrauensbasis gebildet hat.

In jedem Falle empfiehlt es sich, den Umfang der Geheimhaltung zu klären, bevor in ein gespendetes Bauteil eigener Aufwand gesteckt wird!

Was kann ich aus der Formula Student für eine spätere Bewerbung mitnehmen?

Die Formula Student ist eine Möglichkeit, seine eigene Team- und Durchsetzungsfähigkeit sowie die Qualitäten als (Teil-)Projektmanager zu zeigen. Für einen zukünftigen Arbeitgeber ist beispielsweise derjenige interessant, der Fäden gezogen hat und sich Lösungen erarbeitet hat. So gesehen, lassen sich gleich mehrere Punkte vorteilhaft verfolgen:

Mit den Papieren kann man bei Bedarf seine eigene Bewerbungsmappe ergänzen.